Chronik
„Wer nicht weiß woher er kommt, findet auch nicht den Weg in die Zukunft“
Das Vereinswesen in der Vogelliebhaberei begann im 18. Jahrhundert. Aber erst um die Jahrhundertwende wächst das Interesse und damit die Praxis an der Vogelzucht allgemein.
Im aufstrebenden Industriezeitalter wird für viele Menschen die Beschäftigung mit Vögeln, ob Reisesport mit Tauben oder Kanarienzucht, ein willkommener Ausgleich zum schweren Broterwerb. Bedenken
wir, daß für Bergleute unter Tage wie für Hüttenarbeiter die Schicht zwölf Stunden dauerte. Maloche war Knochenarbeit, die an die Substanz ging.
Da war man froh, sich bei seinen Tieren erholen zu können. Kanarienzucht war aber nicht nur Liebhaberei der kleinen Leute, sondern auch das Bürgertum fand Reiz und Spaß an der Sache. Bis heute stellt
Vogelzucht eine schöne und sinnvolle Tätigkeit für alle Altersstufen dar.
Insider wissen längst, daß die Haltung von Tieren, ihre Pflege und vor allem Züchtung mehr sind. Beständigkeit, Ausdauer, Geduld und Mitgefühl sind Menschentugenden, die jeder braucht, der sich
dem Mitgeschöpf Tier verschrieben hat. Er ist täglich gefordert, ob er Zebrafinken, Kanarien, Wellensittiche oder Schafe, Rinder, Pferde zu versorgen hat. Man muß es nur mit Liebe und Begeisterung
tun. Deshalb ist es auch zweitrangig, in welche Preisklasse aus finanzieller Sicht die Pfleglinge gehören. Ein Bub oder ein Mädchen kann sich an seinem Japan-Mövchen ebenso begeistern und freuen wie
der Scheich oder Baron an seinen millionenschweren Vollblut-Rennpferden.
Freude und Beglückung keimen und wachsen von innen!
Im Trend dieser vorgeschichtlichen Entwicklung wurde der Grundstein unseres Vereins gelegt.
Etwa 30 - 40 Vogelliebhaber gründeten im Jahre 1899 den Verein „Vereinigte Kanarienliebhaber Hof“ und züchteten durchwegs Gesangskanarien.
Bereits ein Jahr später traten sie dem Bayerischen Landesverband (BLV) bei.
Im Jahre 1914 gründete sich ein zweiter Verein, der den Namen „Vogelschutz und Kanarienzuchtverein Hof 1914“ trug.
1926 wurde der Wille zum Zusammenschluß der beiden Vereine geboren. Nachdem sich beide aber sieben Jahre dazu Zeit nahmen, wurde er erst am 12. September 1933 besiegelt.
Vorher gab es heiße Debatten über den gemeinsamen Vereinsnamen, die Jahreszahl und das Vereinsvermögen, was auch fast zum Scheitern führte.
Zitat aus dem Protokollbuch vom 12. 09. 1933:
Durch eine vorgenommene beiderseitige Abstimmung wurde der eventuell künftige Verein, nicht wie ursprünglich „Vereinigte Kanarienliebhaber Hof, sondern „Vereinigte Kanarienliebhaber Hof 1899/1926
getauft. Damit fand der Streit ein Ende.
Über den Punkt Vereinsvermögen äußerte sich der damals 1. Vors. Julius Hassauer dahingehend, daß seine Mitglieder vor dem Zusammenwerfen der Kasse noch einen Abend mit einem Festessen auf
Vereinskosten wünschen. Hiermit erklärten sich die Kanarienfreunde ohne weiteres einverstanden, da sie das Gleiche bereits ihren Mitgliedern und Angehörigen geboten haben.
Ende des Zitats.
Nunmehr hieß der Verein „Vereinigte Kanarienliebhaber Hof 1899/1926“. Er zählte 46 Mitglieder, 2 Ehrenvorstände und 4 Ehrenmitglieder.
Auszug aus den Statuten der Vereinigten Kanarienliebhaber Hof 1899/1926:
Mitwirkung am öffentlichen Vogelschutz sowie Förderung und Verbreitung der Liebhaberei durch Zucht und Pflege feiner Gesangs- und Farbenkanarien.
Damit war die alleinige Zucht von Gesangskanarien aufgegeben. Die Entwicklung der Vielfalt von Farbenkanarien muß einige der damaligen Mitglieder fasziniert haben.
In den folgenden Jahren wurde der Verein weiter ausgebaut, neue Züchter und Mitglieder traten ihm bei. Regelmäßig wurden Monatsversammlungen, Vereinsprämiierungen und Ausstellungen abgehalten.
Der 2. Weltkrieg unterbrach jäh das Vereinsgeschehen. Die aktive Züchterarbeit ruhte von 1939 - 1945.
Als sich die Vereinsmitglieder zur erneuten Gründungsversammlung am 12. Januar 1947 trafen, zählte der Verein gerade noch 38 Mitglieder.
Durch eine neue Namensgebung in „Kanarienzüchterverein Hof und Umgebung“ wollte man alte Erinnerungen an das 3. Reich verschwinden lassen.
Der Verein schaute nach vorn und hielt von da an wieder regelmäßig Versammlungen und Vereinsprämiierungen ab.
Bis zum nächsten Einschnitt im Jahre 1961 widmete sich der Verein noch hauptsächlich der Kanarienzucht.
Vom 21. Jan. 1961 an nannte er sich „Vogelliebhaber-, Kanarien- und Vogelschutzverein Hof/Saale und Umgebung“.
Die Vogelzüchter paßten sich der fortschrittlichen und vielseitigen Vogelhaltung und Zucht an.
Obwohl bei den nachfolgenden Vereinsprämiierungen immer noch die Kanariensparte dominierte, beschäftigte man sich in den Monatsversammlungen bereits mit der Zucht von Wellensittichen und
Mischlingen.
Damit war ein weiterer Meilenstein für die heutige Artenvielfalt gelegt, wenn es auch noch 4 Jahre dauerte, bis erstmals bei einer Vereinsprämiierung auch Mischlinge und Wellensittiche vorgestellt
wurden.
Gesangskanarien wurden regelmäßig bis zur Vereinsschau im Jahr 1990 prämiiert und ausgestellt. Leider ist diese für den Verein ursprüngliche Vogelart heute nur noch in der Vogelstube von Josef Karger
zu finden.
Farbenkanarien werden weniger gehalten, sind aber immer noch bei jeder Vereinsprämiierung dabei.
Mischlinge waren von 1965 bis 1985 ständig vertreten. Nach einer langen Pause stellte Jürgen Meinhardt 1998 wieder eine Kollektion Stieglitz x Feuerzeisig.
Mit zwei Ausnahmen sind Cardueliden seit 1983 ständig gezüchtet und ausgestellt worden.
Die Zahl der Vereinsmitglieder erhöhte sich gegen den allgemeinen Trend von 46 im Jahr 1985 auf 77 im Jahr 1999.
Damit verschoben sich auch die Interessen mehr und mehr hin zu den Exoten, Sittichen und Papageien.
Ausnahmslos gehen seit 1986 aus diesen Sparten Vereinsmeister hervor. Den bisher größten Erfolg feierte unser Exotenzüchter Rudolf Porst mit dem Bundessieg bei der AZ-Bundeschau 1997 mit einer
Lauchgrünen Papageiamadine.
Der 1979 gegründeten „Interessengemeinschaft Fränkischer Vogelzüchter“ trat der Verein 1985 bei.
Die Interessengemeinschaft ist auf der Grundlage einer Arbeitsgemeinschaft von Vogelzuchtvereinen aufgebaut, die sich mit der Zucht von Farben-, Positurkanarien, Mischlingen, Cardueliden, Exoten,
Papageien und Sittichen befassen.
(Auszug aus der Satzung.)
Sie ist nicht als Konkurrenz zum BLV, DKB oder anderen Bundesorganisationen gedacht, sondern soll die Zusammenarbeit und den Gedankenaustausch von Nachbarvereinen fördern.
Insbesondere wird den Züchtern, die nicht auf Landes- oder Bundesschauen ausstellen, die Möglichkeit einer überregionalen Leistungsbewertung ermöglicht.
Am 6. Februar 1993 wurde die bis heute gültige Satzung und Geschäftsordnung aktualisiert und beschlossen. Der Eintrag in das Vereinsregister erfolgte am 4. Mai 1993. Ein Jahr später, am 6. August
1994, wurden die Ausstellungsrichtlinien erlassen.
Zur Verbesserung der Ausstellungsbedingungen für die Vögel setzte sich der Verein ständig und bisher auch erfolgreich ein.
Den im Jahr 1998 gestellten Antrag auf Vergrößerung des Ausstellungskäfiges für die Loris wurde noch im gleichen Jahr durch die AZ, den DKB und BLV entsprochen. Weiteres ständiges Anliegen war
die Verkürzung der Ausstellungsdauer, dem auch schon weitgehend nachgekommen wurde.
In seiner langen Geschichte mußte der Verein oftmals sein Vereinslokal wechseln, wie aus den ab 17. Jan. 1914 vorhandenen Protokollbüchern hervorgeht.
Ständiger Höhepunkt des Zuchtjahres war sicherlich die Abhaltung von Vogelausstellungen in Hof und den umliegenden Städten, die stets große Beachtung bei der Bevölkerung fanden.
Sie gab letztendlich durch ihren Besuch und das gezeigte Interesse dem Verein die Motivation, seine Arbeit auf dem Gebiet der Vogelzucht, des Vogelschutzes und der Vogelpflege fortzusetzen.
Über ein Jahrhundert Vereinsgeschichte ist Zeugnis vielfältigster Vogelzucht in stetem Aufwärtstrend. Es ist ebenso Zeugnis von einer Liebhaberei, die mehr ist als ein Hobby, weil sie das lebendige
Mitgeschöpf Vogel in Menschenobhut betreut und züchterisch bewahrt.
Die selbst auferlegte Beschränkung zur Ablehnung von Massenimporten oder Verzicht auf Wildfänge, wo irgend möglich, sind richtungsweisende Willensbekundungen für die weitere Zukunft des
Vereins.
Keine Generation vor uns hatte so viele Vogelarten in Obhut wie die heutige.
Sie alle gesund und vital in ihren Keimbahnen zu bewahren ist oberste Pflicht aller Mitglieder!
Vereinslokale
Edelweiß, Rauschenbach, Fidelbogen, Neustadt, Hof
ab 1953: Königsburg, Hof
ab 1956: Hopfenblüte, Hof
ab 1968: Bürgerruh, Hof
von 1971 bis 1999: Zur Linde, Hof
seit 1999: Zur grünen Linde, Hof/Wölbattendorf